Unsere Geschichte
In Lübeck gegründet in der Welt zu Hause
Unter diesem Motto feierte die Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde zu Lübeck am 21. Januar 2007 im großen Saal des Gesellschaftshauses der "GEMEINNÜTZIGEN" das 125jährige Jubiläum der Gesellschaft für Geographie. Den Festvortrag hielt Frau Prof. Dr. Frauke Kraas vom Geographischen Institut der Universität Köln zum Thema "Megastädte und globaler Wandel". Für die musikalische Umrahmung sorgte unser Mitglied Frau Prof. Evelinde Trenkner.
Gründung
Das 125. Stiftungsfest am 21. Januar 2007 fiel fast auf den Tag genau mit dem der Gründungsinitiative am 20. Januar 1882 zusammen. Die Geographische Gesellschaft wurde damals aus dem Kreis der Mitglieder der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit heraus als ein Institut der "GEMEINNÜTZIGEN" gegründet. "Gründerväter" und erster Vorstand waren der Prof. Sartori, die Oberlehrer Dr. Barth und Dr. Müller, der Kgl. Schwedisch-Norwegische Konsul Akeblom und der Buchhändler Grauthoff. In Lübeck war man damals weltoffen und bildungshungrig und an Handel und Wandel interessiert. Die Geographie zählte zudem - noch unter dem Eindruck der Forschungen Alexander v. Humboldts - zu den erstrangigen Wissenschaften. Die Vermessung der Welt war um 1882 nicht abgeschlossen; es gab noch viele Länder zu entdecken und vielleicht auch Schätze zu heben. Insofern war es nur konsequent, dass um 1893 aus der Geographischen Gesellschaft die Initiative zu einem Museum für Völkerkunde hervorging, in das die damals schon beachtenswerte Sammlung – die zunächst aus Mitbringseln von Lübecker Kaufleuten und Seefahrern bestand – eingebracht wurde .Zu den ersten Mitgliedern der Geographischen Gesellschaft zu Lübeck gehörten auch die Senatoren Fehling und Crohn, der Eisenbahndirektor Brecht und die Kaufleute Werner und Erasmi. Die Zahl der Mitglieder - bei der Gründung waren es 29 - stieg innerhalb von drei Jahren auf 100 an. Neue Mitglieder wurden gerne aufgenommen. In den 1950er und 1960er Jahren belief sich die Zahl der Mitglieder auf 500 bis 600. 2010 waren es noch 135.
Auftrag und Tätigkeit
Der Auftrag der Geographischen Gesellschaft wurde in den Statuten von 1882 folgendermaßen definiert: "Der Zweck besteht in der Pflege der Geographie und der ihr verwandten Disziplinen, wobei namentlich das Augenmerk darauf gerichtet werden wird, von den Fortschritten derselben und den auf ihrem Gebiete gemachten Entdeckungen und Erfindungen Kenntnis zu gewinnen." Dazu wurde zu Vorträgen eingeladen und eine Veröffentlichungsreihe eingerichtet. Der Mitgliedsbeitrag war mit 5 Mark festgesetzt. Als Arbeitsschwerpunkt nannten die Statuten ausdrücklich den Norden - inbegriffen der Atlantik und der Polarkreis; insofern war es nur konsequent, dass man Roald Amundsen verehrte. An Expeditionen zum Nordmeer nahm übrigens unser Ehrenmitglied Hans Spethmann in den 1920er Jahren teil. Aber die Vereinsmitglieder schauten ebenfalls in die Geschichte und widmeten sich z. B. der Frage, ob und wieweit in der Antike schon Kenntnis von der Kugelform der Erde bestand. Zum Programm gehörten von Anfang an - und gehören bis heute - regelmäßig öffentliche Vortragsveranstaltungen zu interessanten Themen. Stiftungsfeste, improvisierte Reiseberichte aus allen Regionen der Welt und ein intensiver wissenschaftlicher Austausch mit einer großen Zahl universitärer und außeruniversitärer Einrichtungen rundeten das Programm an. Ein attraktives Exkursions-Programm und landeskundliche Wanderungen, meist in Schleswig -Holstein, ergänzen seit den 1920er Jahren das Angebot an Mitglieder und Geographie-Interessierte. Über die Aktivitäten unseres Vereins berichteten bzw. berichten immer noch regelmäßig die „Grünen“ bzw. „Lübeckischen Blätter“, die von der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit herausgegeben werden.
Mit dem Museum für Naturkunde und dem Museum für Völkerkunde bestand bzw. besteht seit den 1890er Jahren eine enge Zusammenarbeit. Die Gesellschaft für Geographie widmete sich von Anfang an der Schleswig-Holsteinischen Landeskunde und der Stadt und der Region Lübeck. Sie gab in den 1880er Jahren den Anstoß zur Neubearbeitung der Behrens'schen Landesaufnahme von 1827 und förderte seit den 1890er Jahren erdmagnetische Messungen im Stadtgebiet. Es gab einen Lesezirkel und bis 1914 eine Sektion, die sich mit Kolonialpolitik beschäftigte. Zu Ehrenmitgliedern wurden im Laufe der Zeit u. a. Fridtjof Nansen, Erich v. Drygalski, wie Nansen ein Polarforscher, und der Weltreisende und Reiseschriftsteller Georg Wegener ernannt. Ausrichtung und Tätigkeit des Vereins vermitteln bis in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ein gutes Stück europäischer Wissenschafts- und Wissensgeschichte. Die Geographische Gesellschaft ist für Lübecker und Lübeckerinnen ein Begriff. Sie ist in der städtischen Gesellschaft gut verankert; dies ist nicht zuletzt der integrativen Vereinsarbeit der letzten 50 Jahre zu verdanken, die die Gesellschaft auch für Nicht-Geographen attraktiv gemacht hat. Unter den Vorsitzenden Dr. Max Schurig und Dr. Walter Schurig (bis 1993) und danach Dr. Peter-Paul Kilian (bis Ende 2002) wurde ein anspruchsvolles Exkursions-Programm angeboten.
Geographie und Völkerkunde
Die Schwerpunktsetzung unseres Vereins von 2003 bis 2007 war - über die traditionellen Arbeitsfelder hinaus - durch die Zusammenführung der Geographischen Gesellschaft mit dem Freundeskreis des Hauses der Völkerkunde zum 1. Januar 2003 zur Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde zu Lübeck e. V. geprägt. Ziel des Zusammenschlusses von 2003 war eine Bündelung der Kräfte: um darüber und trotz des Schließungs-Beschlusses der Lübecker Bürgerschaft aus dem Jahr 2002 die Arbeit mit der Völkerkunde in Lübeck zu unterstützen und im Haus der Völkerkunde weiterhin den Ausstellungsbetrieb durchführen zu können. Dies geschah erfolgreich bis 2007. Die Neuausrichtung hatte mehrere "Väter" und "Mütter", nicht zuletzt aus dem Kreis der Lübecker Stiftungen, die die Arbeit des Vereins und des Hauses der Völkerkunde immer intensiv begleitet und unterstützt haben. Frau Peters-Hirt, die 2003 bis Anfang 2006 den Vorsitz des neuen Vereins übernahm, hat es gemeinsam mit Dr. Brigitte Frau Templin, der Leiterin der Völkerkunde-Sammlung, nicht nur geschafft, den Museumsbetrieb aufrecht zu erhalten, sondern auch das attraktive Ausstellungsprogramm auszubauen. Aus der Vielzahl der Aktivitäten soll an dieser Stelle allein die Japan-Ausstellung im Jahr 2005 erwähnt werden, mit der das damalige Schleswig-Holstein-Festival eröffnet wurde, und die Ausstellung "Mädchen-Mädchen" in 2007 (in Kooperation mit Plan international).
Für Besucher und Freunde der Völkerkunde kaum ersichtlich waren jedoch die finanziellen und personellen Engpässe, die sich durch die unzureichende personelle und finanzielle Grundausstattung des Hauses der Völkerkunde ergaben, mit denen jedoch die betreffende Wissenschaftlerin und der Verein als Träger der Ausstellungen täglich zu kämpfen hatten. Es musste zunehmend improvisiert werden, obwohl dem Rang und Wert der Sammlung entsprechend ein professioneller Betrieb angemessen gewesen wäre. Die nicht mehr zu verantwortende Situation hat den Vorstand und Beirat der Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde dazu bewogen, 1. sich aus dem Museumsbetrieb zurückzuziehen und 2. unter Zuhilfenahme fachkundiger Beratung über die Zukunft des Hauses der Völkerkunde neu nachzudenken. Wir sahen uns noch um 2008 auf einem guten Weg, obwohl die angespannte Haushaltslage der Stadt die Kulturstiftung Lübeck im Sommer 2007 dazu veranlasst hatte, sich auf den alten Bürgerschafts-Beschluss von 2002 zu besinnen und die dauerhafte Schließung des Hauses der Völkerkunde zu verfügen.
Perspektiven
Die Schwerpunktsetzung unseres Vereins von 2003 bis 2007 war - über die traditionellen Arbeitsfelder hinaus - durch die Zusammenführung der Geographischen Gesellschaft mit dem Freundeskreis des Hauses der Völkerkunde zum 1. Januar 2003 zur Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde zu Lübeck e. V. geprägt. Ziel des Zusammenschlusses von 2003 war eine Bündelung der Kräfte: um darüber und trotz des Schließungs-Beschlusses der Lübecker Bürgerschaft aus dem Jahr 2002 die Arbeit mit der Völkerkunde in Lübeck zu unterstützen und im Haus der Völkerkunde weiterhin den Ausstellungsbetrieb durchführen zu können. Dies geschah erfolgreich bis 2007. Die Neuausrichtung hatte mehrere "Väter" und "Mütter", nicht zuletzt aus dem Kreis der Lübecker Stiftungen, die die Arbeit des Vereins und des Hauses der Völkerkunde immer intensiv begleitet und unterstützt haben. Frau Peters-Hirt, die 2003 bis Anfang 2006 den Vorsitz des neuen Vereins übernahm, hat es gemeinsam mit Dr. Brigitte Frau Templin, der Leiterin der Völkerkunde-Sammlung, nicht nur geschafft, den Museumsbetrieb aufrecht zu erhalten, sondern auch das attraktive Ausstellungsprogramm auszubauen. Aus der Vielzahl der Aktivitäten soll an dieser Stelle allein die Japan-Ausstellung im Jahr 2005 erwähnt werden, mit der das damalige Schleswig-Holstein-Festival eröffnet wurde, und die Ausstellung "Mädchen-Mädchen" in 2007 (in Kooperation mit Plan international).
Für Besucher und Freunde der Völkerkunde kaum ersichtlich waren jedoch die finanziellen und personellen Engpässe, die sich durch die unzureichende personelle und finanzielle Grundausstattung des Hauses der Völkerkunde ergaben, mit denen jedoch die betreffende Wissenschaftlerin und der Verein als Träger der Ausstellungen täglich zu kämpfen hatten. Es musste zunehmend improvisiert werden, obwohl dem Rang und Wert der Sammlung entsprechend ein professioneller Betrieb angemessen gewesen wäre. Die nicht mehr zu verantwortende Situation hat den Vorstand und Beirat der Gesellschaft für Geographie und Völkerkunde dazu bewogen, 1. sich aus dem Museumsbetrieb zurückzuziehen und 2. unter Zuhilfenahme fachkundiger Beratung über die Zukunft des Hauses der Völkerkunde neu nachzudenken. Wir sahen uns noch um 2008 auf einem guten Weg, obwohl die angespannte Haushaltslage der Stadt die Kulturstiftung Lübeck im Sommer 2007 dazu veranlasst hatte, sich auf den alten Bürgerschafts-Beschluss von 2002 zu besinnen und die dauerhafte Schließung des Hauses der Völkerkunde zu verfügen.